mC: Die siebenunddreißigste Spielminute

Dem Limit ganz nahe gekommen, erschöpft. Nobody wants to play alone

Dem Limit ganz nahe gekommen, erschöpft. Nobody wants to play alone

Oder: Aus den Chroniken von Freiligrath. Dieser Spieltag wird den anwesenden Spielern und Zuschauern in Erinnerung bleiben, so viel ist klar. Denn in der zweiten Halbzeit rauschte ein Emotions-Tsunami durch die sonnendurchflutete Spielstätte.

Eingerahmt von unseren tapferen und tollen weiblichen Jugend-Mannschaften (B- und C-Jugend) durften unsere SGler endlich mal wieder in der vertrauten Halle ran. Noch punktlos galt es, irgendwie das Selbstbewusstein mit einer gelungenen Vorstellung upzugraden. Angetrieben von der Super-Athmo der heimischen Eltern, die zusammen mit Trainer Waldi den Hallenverkauf organisierten (Danke vor allem auch für die tollen Kuchen), spürten unsere Jungs: Heute soll es sein.

Nach vorsichtigem Abtasten setzten sich die Moosburger ab, beim Stand von 4:8 nach 11 Minuten ging unser Trainer schweren Schrittes zum Kampfgericht um die Auszeit zu nehmen. Das Defensivverhalten (ohne unseren zentralen Finn) gegen drei starke Rückraumspieler war zunächst noch verbesserungswürdig (Zeugnis: „Sie haben sich bemüht…“). Ohne Taktiktafel muss unser Coach die Truppe irgendwie beim inneren Schweinehund gepackt haben – denn von nun an ging es bergauf.

Mit Macht rissen sich alle zusammen und bissen auf die Zähne (ehrlich gesagt bis zum Schlusspfiff, vierzig tolle Minuten lang). Angeführt von Tobi, der immer wieder die gegnerische Abwehr zum Tanz aufforderte und mit 13 Treffern sein überragendes Saisonspiel hinlegte, kamen unsere „Canarios“ gegen die All-Blacks aus Mooschbuag on da Isa (laut Wiki „the oldest town between Regensburg and Italy“) zur Halbzeit auf ein Tor heran. Der Wille, sich nicht erneut einfach geschlagen zu geben, war ganz deutlich zu spüren.

Wie immer sehr spät aus der Kabine kommend, strahlten die Jungs von innen. Doch die Moosburger wollten hier auch etwas holen. Plötzlich 15:18. Aber von Schnappatmung bei unseren Fans keine Spur. Warum auch? Die Mannschaft hielt zum ersten Mal in dieser Saison ohne große Aussetzter die Anspannung in der gut besuchten Gymnasial-Arena.

Dann die siebenunddreißigste Spielminute: Eine Zeitstrafe war noch fett auf der Uhr – da folgte die nächste. Erste Tumulte. Schließlich, direkt damit zusammenhängend, eine Bankstrafe. Einer unserer Büßer fing dann an zu, zu, zu … murmeln: Schlagartig wussten wir um die Existenz einer blauen Karte (die die ebenfalls gezeigte rote Karte noch topt, indem sie eine zukünftige Sperre nach sich zieht). Weitere Unruhen, eine lange Unterbrechung. Ok. Oder auch nicht Ok. Jedenfalls standen drei unserer Jungs nun gegen sechs Gegner auf der Platte. Die Halle tobte, in positivem Sinn: Welch eine wahnsinnige, lautstarke Untersützung der drei aufrechten Recken! Gänsehautfeeling. Nun das fast Unfassbare: In massiver Unterzahl holten wir  auf (ob ein oder zwei Treffer habe ich vergessen – mir zittern immer noch die Stimmbänder). Und ließen nicht mehr locker.

Mit aller Kraft warfen sich die nun wieder vollzähligen Spieler hinten in die Zweikämpfe, schlossen Lücken, verschoben vorbildlich. Und vorn sprachen an diesem Tag neun (!) herausgeholte Siebenmeter für den schonungslosen Einsatz (Tobi mit Gensheimer-Qualität und -Quote, nämlich 8/9).

Überhaupt die Nervenstärke. Auf der diesmal sehr starken linken Seite überzeugte neben Tobias Vincent mit Beweglichkeit und sechs guten Abschlüssen auch in der nun folgenden Crunchtime. Die Halle brannte. Wie in einem Sog verbanden sich Zuschauer, Trainer und Spieler. Mit einer Wahnsinns-Einstellung wurden die Moosburger an den Rand einer Niederlage gebracht – hätte nicht ganz zum Schluss ein Siebenmeter die Gäste gerettet.

Gefühlt ein ganz klarer Sieg. Denn neben einer verzeihbaren Fehlerquote, neben der gezeigten Kampfkraft und Moral wussten die Jungs immer wieder auch spielerisch zu überzeugen: mit schönen Spielzügen und Übersicht beim letzten Pass.

Die völlig abgekämpften Gesichter nach dem Spiel zeugten vom nicht geringen oxidativen Stress. Noch lange nach dem Schlusspfiff bildeten die Spieler Grüppchen, diskutierten, freuten sich. Gemeinsam schauten sich viele das schöne Spiel der weiblichen C-Jugend an. Und halfen hinterher beim Abbau. Nanu. Klarer Fall von Selbstbewusstein – Next Level.