Linke Seite, rechte Seite! Rückblick auf die B-Jugend-Saison.

Was ne Spielzeit: Unsere B-Jugendlichen wuchsen in der Oberliga zusammen und verzweifelten trotz negativer Ergebnisse eben nicht – außerdem hatten sie einen genialen, fast an Samuel Beckett (der solange auf Godot gewartet hat) erinnernden Schlachtruf (siehe Überschrift).

Vor einem Jahr kämpften sich unsere Jungs durch die ÜBOL-Quali, 3 Runden, war nicht einfach. Der damalige Coach Karl Heller schaffte es aber, die Jungs mitzunehmen und zu überzeugen von der eigenen Leistung. Schon in diesen Qualifikationsturnieren zeigten sich aber immer wieder abwechselnde Licht- und Schattenseiten. Und wie in der folgenden Saison ab September, dann trainiert von Jenny Piesker, folgte oft eine gute auf eine schlechte Halbzeit (oder umgekehrt): komplette Spiele mit 100 Prozent gelangen eigentlich nie.

Intermezzo Freising: Beim jährlichen Feldhandballturnier zeigten unsere SGler Herz und Kopf und erreichten einen starken zweiten Platz mit schönen Kombinationen und guter Abwehrleistung – ehrlicherweise ermöglicht durch die freundliche Unterstützung und zupackende Art ihres ehemaligen Mannschaftskollegen Tobi, von dem man da nur lernen konnte.

Kurz vor Saisonbeginn nahm Jenny A- und B-Jugend mit ins fränkische Trainingslager, das noch mal einen richtigen Schub in Sachen Spieltaktik und fürs Teambuilding auslöste (was da passierte, weiß eigentlich niemand, der nicht dabei war… – Dreifach-Smiley).

Leider war die Bezirksoberliga Südwest 2 mit Mannschaften in Augsburg, um Augsburg und um Augsburg herum so stark, dass oft schon 10 schwache Minuten reichten, um die Canarios auf die Verliererstraße zu schicken. Jammern half da nicht. Und sie jammerten auch nicht (oder nur selten). Im Gegenteil: Den Kopf tief in den Sand steckten sie wirklich nie. Warum eigentlich nicht?

Meine verwegene Erklärung: Weil sie spürten, dass sie sich entwickelten. Als Mannschaft und auch als Einzelspieler. Besonders diejenigen, die bis zum Schluss der Saison durchhielten wuchsen handballerisch (klar, in unterschiedlicher Ausprägung) – andere verletzten sich, leider mit zum Teil längerem Ausfall, z.B. Paul.

Die Älteren gingen voran: Angefangen mit Goalie Carlos, der sich im Verlauf der Saison immer weiter steigerte, immer öfter seine Stimme erhob und die Faust ballte. Weiter mit Abwehrchef und Kapitän Vincent, der nicht nur sicherer 7er-Schütze war, sondern gegen Ende der Spielzeit sehr selbstbewusst die gegnerischen Abwehrreihen durchpflügte. Jakob, mit exzellentem Überblick im Rückraum, wendigen Moves und starkem 1:1 im Angriff. Auf Außen avancierte Basti mit konsequentem Konterspiel und klugen Laufwegen zum sicheren Rückhalt im Angriff. Und Sebi schlich sich eine Zeit lang an seinen Gegenspielern vorbei.

Die Jüngeren wurden aber nicht bloß mitgezogen, sie marschierten teilweise aus eigenem Antrieb. Voran Lukas, der herausragend am Kreis Lücken schuf und die Anspiele sicher verwandelte (hätten mehr Anspiele sein dürfen…): Einer, der immer will und hinten sehr wach war. Gabriel wurde offensiv mutiger und mutiger und spürte in manchen Momenten, dass ihn – wenn er an sich glaubt – vorne fast keiner stoppen kann. Nick stellte sich in den Dienst der Mannschaft, ein emsiger Arbeiter, der glücklicherweise ab und zu sein Herz in die Hand nahm und den Weg zum Tor suchte. Luis war da, wenn er da war, seine Spielintelligenz ist wirklich klasse. Immer bereit sich einzubringen: Ferdinand, am Kreis oder auf Außen absolut verlässlich. Am Beispiel von Lasse wird deutlich, was die Mannschaft dieses Jahr schaffte: Zusammenhalt zu erzeugen. Denn Lasse kämpfte sich nicht nur mit seinen Trainingsleistungen ins Team, er suchte auf dem Feld stoisch seine Chance(n): Unvergessen seine Torserie gegen Neusäss, bei der jeder unserer Jungs lautstark auch von der Bank mitjubelte.

Selbstredend auch ein Dankeschön an diejenigen 2005er, die nicht nur in der Quali, sondern auch danach sporadisch einsprangen und ihre Landesliga-Kompetenz einbrachten (Stegi, Moritz, Linus) .

Jetzt muss ich mich schon selbst zitieren – aber es passt halt noch so gut: „Lassen wir die Ergebnisleichen mal beiseite, auch wenn ein paar sehr schöne dabei waren. Der Frühling naht, dem Klimawandel sei Dank. Gehn wir mit Georg Kreisler Tauben vergiften im Park. Und dann schnell wieder flüchten in den wohligen Bauch einer Sporthalle, abgeschirmt von Tod und Teufel.“ Leider ging das ja dann nicht mehr (das mit der Flucht in den Bauch … ich will jetzt aber nicht psychologisch … und so weiter …).

 

Eleganz ist Verweigerung! Carlos, Stegi, Nick, Ferdinand, Vincent, Gabriel, Jenny, Lasse, Jakob, Basti, Lukas v.lo. nach r.u. gelesen)

 

Was bleibt? Das Leben ist leider kein Coco Chanel-Zitat („Eleganz ist Verweigerung!“). Wieviele Bilder hat eigentlich Heidi Klum von sich selbst („Ich habe heute kein Bild für mich…“)? Das Leben ist zum Glück kein Wendler-Schrei („Egal!“), kein Pseudo-Beat von DJ Ischgl. Die Heilige Corona (die Schutzpatronin der Fleischer und Schatzgräber – leider doch nicht, wie zunächst vermutet, eine weltweite, mythische Pandemie-Beauftragte) hilft, den Statistikschatz zu heben.

Hier ein paar Splitter: Wir hatten die zweitmeisten (gibts das Wort?) 7er pro Spiel – spricht für unsere Kreisläufer und andere Angreifer. Dazu kam der mit exakt zwei 7m-Treffern pro Spiel im Durchschnitt erfolgreichste Strafschütze der Liga (siehe oben). Und vier unserer Spieler waren unter den besten 26 Scorern. 25 Zeitstrafen gegen uns: wesentlich weniger als der Durchschnitt: Faire Truppe, nur getoppt von den Bobingern, die am Ende auf Platz 3 der Liga landeten.

Und ganz zum Schluss die Verneigung vorm Trainerteam: Jenny! Was für ein Einsatz, viel Herzblut, alles gepaart mit dem Blick fürs Ganze (Handball ist nicht nur auf der Platte)! Dank auch dafür, dass Du ein paar der kürzlich in den Herrenbereich gewechselten MTSVler (Luca, Lasse) als Co-Trainer aktivieren konntest: Das nenne ich VEREIN (t).

Ok, die Unterstützung der Eltern war auch nicht so schlecht. Es hat echt Spaß gemacht mit Euch allen. Irgendwann wird es weitergehen, bis es im ganzen Land wieder durch die Handballhallen schallt: Hoch die Hände, Wochenende, Matchday, Gefühle!

Wie heißt es bei Beckett: „Wladimir: Kannst Du aufstehen? Estragon: Ich weiß nicht. Wladimir: Versuch´s mal.“

 

 

KEF