mB: Kompetenzvermutung

In einem wahnsinnig intensiven, anspruchsvollen 5er-Quali-Turnier in Dachau überzeugt die männliche B-Jugend mit mindestens 2 schönen Spielen. Und erreicht die 3. Runde von Jugend kämpft für ÜBOL 2019/20.

 

Am Abend der Europawahlen habe ich zum ersten Mal den Begriff der „Kompetenzvermutung“ gehört: Bei den strahlenden Siegern in Grün werde die Fähigkeit, ökologische Probleme zu lösen, vermutet – so ein nicht genannter, schlecht gelaunter politischer Gegner der Grünen, der das natürlich abwertend meinte. Kompetenzvermutung: Schon jetzt ein Unwort des Jahres. Als nach dem Sieg unserer B-Jungs gegen Pfaffenhofen ein Zuschauer aus Burlafingen seinem Sitznachbarn  zuflüsterte: „Das habe ich den Schwabingern nicht zugetraut“, schwang hingegen deutlich mehr Respekt mit. So viel Handballkompetenz hatte man bei uns also nicht vermutet.

 

Georg-Scherer-Halle. Romantisch verblasst. Aber irgendwie will man da rein…

 

Die verschiedenen Fan-Gruppierungen aus Schwabing, Burlafingen, Pfaffenhofen, Dachau und aus Minga in der Georg-Scherer-Halle verstanden sich übrigens prima. Immer wieder gab es Beifall für Aktionen des jeweiligen Gegners. Kein Wunder: viele hart umkämpfte und ansehnliche Spiele dieser Qualifikationsrunde waren einen langen, langen Indoor-Tag wert.

Und ja, auch Karlis hoch motivierte Sportgruppe trug ihren Teil dazu bei. Insbesondere das schon erwähnte Spiel gegen den MTV Pfaffenhofen ragte heraus: Die Leidenschaft mit der hier ALLE im dritten Spiel ihre (vor-)letzten Kräfte mobilisierten, begeisterte. Wo nahmen sie die Körner her, wo das Selbstvertrauen? Es bleibt ein Geheimnis. Das war die perfekte Welle, so Juli-mäßig, so als Bild.

 

Die Hände (oben); die Blicke (zum Ball und zum Gegner). Bilder vom ersten Turnier in Vöhringen. Gutes Spiel gegen den späteren Gruppenersten Partenkirchen

 

Von der ersten Spielminute an waren alle hochkonzentriert, das Abwehrverhalten organisiert vom Captain schon nahe am Limit (eigentlich während des ganzen Turniers, na ja, stimmt nicht so ganz… sagen wir: bis auf das Spiel gegen die Bayern… und gegen die Burlafinger). Carlos, was kann man sagen: ein echter Rückhalt, auch im Auftreten. Im Spiel nach vorn, das insgesamt (ok, peu á peu, für den Trainer manchmal immer noch viel zu zögerlich) Tempo aufnimmt, gab es alle Varianten: über Außen, Konter, Kreisanspiele, Rückraumwürfe, manchmal ging sogar einer auf die Lücke. Jakob für den Gegner unberechenbar. Die meisten 7m aller Turnierteilnehmer erarbeitet (eiskalt vom Strich Vincent). Selbst die Rote Karte (3mal2) für Jakob wurde schadlos überstanden. Und der angeschlagene Sebi opferte sich in offensiven Tempoaktionen auf.

Jetzt zur Juli-Welle:
„*Hast dein Leben lang gewartet* (nicht wirklich) / *Hast gehofft, daß es sie* (die Tore, was sonst) *gibt / Hast den Glauben fast verloren* (jau) / *Hast dich nicht vom Fleck bewegt (…) / Jetzt kommt sie langsam auf dich zu / Das Wasser* (der Schweiß am Kreis) *schlägt dir ins Gesicht / Siehst dein Leben* (Spiel) *wie ein Film* (eher wie eine Netflix-Serie, vielleicht “Yellow is the new Green”) / *Du kannst nicht glauben, dass sie bricht* (tut sie nicht, tut sie nicht!!) / *Das ist die perfekte Welle / Das ist der perfekte Tag / Lass’ dich einfach von ihr tragen* (einfach HOCHsteigen im Rückraum) / *Denk’ am besten gar nicht nach* (ist bei den meisten aktiven Sportlern eh das Beste) / *Das ist die perfekte Welle / Das ist der perfekte* (Spiel-)*Tag / Es gibt mehr als du weißt* (ebenttttt!) / *Es gibt mehr als du sagst* (hofft jeder Trainer; die wären aber schon zufrieden, wenn das, was sie sagen, wenigstens ansatzweise umgesetzt werden würde) / *Stellst dich in den Sturm* (deines 1.95m Gegenspielers mit 100kg) *und schreist / Ich bin hier, ich bin frei* (der Schlachtgesang aller Kreisläufer).“ Das habe ich in diesen Jahrgängen von unserer SG so noch nicht gesehen. Ein Spiel, eine Momentaufnahme, sicher. Aber: Schwabing douze points.

Es gäbe noch viel zu erzählen: von einem fast ebenso anregenden Auftaktspiel gegen den ASV Dachau II (14:13), einem gepflegten, aber kontrollierten Untergang gegen die Bayern (10:23) und einer knapp verlorenen Turnier-Schlusspartie gegen Ulm-Burlafingen (12:13, beide Mannschaften am Ende ihrer Kräfte, wir hatten Basti in seinem bisher besten Spiel, 6 Treffer und voll drauf). Kommentar eines Spielers: “Hätt ich gerne auch gewonnnen”.

Ein bisschen noch zu den Jüngeren, die mehr und mehr reinwachsen: C-Goali Stegi blüht gut gelaunt Außen auf, Luis leichtfüßig und mit Blick für den Nebenspieler, Lukas willig und kämpferisch, Gabriel wird mutiger (defensiv und offensiv), Nick sehr wach und griffig (schnittig wie seine neue Frisur) und Chrissie bleibt auch in engen Situationen ruhig.

 

Die Tür mach auf. Zuschauer, ebenfalls leicht verblasst. Da nich für!

 

Wollen wir am Ende wirklich noch über die Eltern reden? Eltern, die eigentlich pure Fans sind? Es macht einen Riesenspaß (das war auch schon in der 1. Quali-Runde in Vöhringen so), solche Unterstützer zu erleben.

Natürlich wurden die Jungs von ihrem Trainer durch das Turnier geführt. Details kenne ich nicht. Muss ich auch nicht. Will ich auch nicht: Es muss immer etwas geben, das nur bei der Mannschaft bleibt, in der Kabine (hier: eine Metapher), das ist so n Identitätsding. Aber es gibt ein schönes Wort, ein Doppelwort, das mich immer wieder umhaut und unserem Coach vielleicht ein bisschen nahe kommt. Erfunden hat das Ede Stoiber, formerly known as Landesvatter. Stoiber, dem wir so viel zu verdanken haben: nicht nur den „Problembären“, klar, „die gludernde Lot“, oder die berühmte Transrapidrede, hier stark gekürzt: „Wenn Sie vom Flug … vom … vom Hauptbahnhof starten – Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in … an den Flughafen Franz Josef Strauß. Dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München.“

Nein, auch das Doppelwort „Kompetenzkompetenz“ hat Stoiber in die Welt geworfen. „Wer hat die Kompetenzkompetenz? Übertragen die Nationen die Kompetenz auf Europa, oder hat Europa schon von sich aus die Kompetenzkompetenz?“ Ehrlich, das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass unser Trainer echt kompetentkompetent ist. Das ist mehr als eine Vermutung ;;))

 

KEF