mB: Niederlage beim VfR Garching, Sieg in Eichstätt, gegen DJK

Der Zitteraal.

Der Zitteraal ist kein scheues Reh. Zur Familie der Messerfische gehörend, drängt sich der Räuber an seine Opfer und betäubt sie mit Stromstößen von bis zu 860 Volt. Das wars dann. Nach dem zweiten Auswärtsspiel innerhalb von vier Tagen sahen manche der treuen Fans am Samstag im Altmühltal so aus, als hätten sie die unliebsame Bekanntschaft mit dem Electrophorus electricus gemacht. Aber der Reihe nach.
Buß- und Bettag in Garching: Der Tabellenführer rief und wir folgten in den Business-Campus-Sportpark. Nach kurzem Aufwärmen (die Halle war an dem normalen Wochentag mit Trainingszeiten belegt) legten beide Mannschaften auf hohem Niveau los. Mit ihren gnadenlosen Tempogegenstößen war schon Mitte der ersten Halbzeit deutlich, dass die Garchinger unsere Fehler bei Ballbesitz mochten. Unsere 4:2-Führung nach 8 Minuten war schnell dahin. Auf Augenhöhe ging es in die Pause mit einem Tor Rückstand. Im Wesentlichen passte vieles, nicht alles: vor allem die Abwehr bot wenig Lücken – die Hälfte ihrer Tore erzielte der Gegner durch unsere unforced errors im Angriff, der ansonsten neben Einzelaktionen auch Kombinationen zeigte.
Ein emotionaler Kampf (auch der Zuschauer – insgesamt zum Glück harmlos) bis zur 39. Spielminute, 20:20, ein 3-Tore-Rückstand konnte ausgeglichen werden: wahnsinniger Jubel. Dann ging es dahin, das Ding. Schnell. Erst ein 0:3-Lauf, kurze Zeit später ein 0:4-Lauf aus Sicht der blau-gelben Canarios, die fast einzubrechen drohten, bevor sie sich am Ende nochmal fingen. Schuld waren viele sinnfreie Zuspiele, schlechte Ballannahmen und unnötig genommene Würfe, dann auch Lücken im Abwehrverbund, die den Garchingern Treffer aus der zweiten Reihe erlaubten: per Standwurf… Zu eindimensional und ausrechenbar nun wieder die Offensivaktionen (es gibt einen Kreis, ja). Mund abputzen, Tränen wegwischen, nicht verzweifeln: Es kommt der Tag des Rückspiels.
Hoffnung machte ein sehr zartes Pflänzchen, das vorsichtig empor rankte: unser eigenes Konterspiel. Also auf ins Altmühltal, nach Eichstätt, wo am Samstag leider keine Zeit mehr blieb für den Besuch von Residenz oder Willibaldsburg. Lediglich das Schul- und Sportzentrum Schottenau (ganz nah an der Architektursünde) konnte besichtigt werden. Noch vor uns in der Tabelle liegend, sollte gegen die DJKler wieder ansehnlicher Handball gespielt werden. Und das klappte auch – zumindest über ganz weite Strecken des Spiels.
Halbzeit 1: Wieder stimmte das kollektive Abwehrverhalten. Simon setzte sich im Angriff durch, Jakob auf Mitte überzeugte mit cleverem Passspiel und erfolgreich abgeschlossenen 1:1-Situationen, alle Spieler wurden in den Aktionen eingebunden. Und Trainer Karli wurde nicht müde den Jungs im Spielaufbau Dampf zu machen – was wenige Male (immerhin) funktionierte. 16:11 aus unserer Sicht zur Pause gegen einen Gegner, der, das darf man sagen, in der Abwehr nicht überzeugte.

Dynamik, hier als fotografische Unschärfe (Fotos: JP)

Halbzeit 2: Bis zur 43. Minute konnte der 5-Tore-Vorsprung gehalten werden, dann kam er, genau: der Zitteraal. Sagen wir es besser anders: Unsere Jungs überboten sich in der letzten Spielphase fast (bis auf ein paar Ausnahmen) im „Mensch ärgere dich“-Modus: sooo viele Fehler (und auch Unkonzentriertheiten hinten). Hätten hier ein paar gezielte Aufwach-Stromstöße des Zitteraals geholfen?
Geholfen haben am Ende die Zeit (die Uhr lief geschmeidig für uns runter) und das mentale, lautstarke Aufbäumen auf der letzten Rille in der Defensive (vorbildlich bis zur Heiserkeit und muskulären Ermattung Vincent): Sieg, 26:24.
Zunächst wollte angesichts des Spielverlaufs gegen Ende nicht die pure Freude aufkommen. Dann half die Einsicht: Siege tun doch irgendwie gut, egal wie. Und es lief ja auch lange Zeit vieles gut (einschließlich der zunehmend gelingenden Integration der C-Jugendlichen).
Wohlig die Rückfahrt. Die Saison könnte schön werden. Toll, was die Jungs mit wenigen Trainingseinheiten hinkriegen. Geduldig warten die Fans auf ein paar mehr Volt im Umschaltspiel.

 

 

KEF