mC: Auferstanden aus Ruinen

Erst die Ansprache, dann ...

Erst die Ansprache, dann …

Die Weihnachtsferienpause reichte kaum zum überfälligen Dauerlüften der geliebten Sportschuhe, da startete schon der Spielbetrieb im neuen Jahr: mit einem viel versprechenden Auswärtsspiel in Moosburg.
Im Hinspiel gab es ein umjubeltes Unentschieden (remember?) – sollte dieses mal mehr gehen? Wie immer bei Spielen (leider nicht immer im Training) quantitativ gut besetzt, konnten wir aus dem Vollen schöpfen. Auch Gabriel K. war nach überstandener Verletzung mal wieder mit dabei.
Doch leider verpennten die Canarios den Start – erneut (obwohl der Anpfiff erst um 13.30 Uhr erfolgte). Gute Chancen wurden vorne weggeschmissen und hinten bot die Truppe ein unlustiges Chaos gegen eine Offensive mit zwei Kreisläufern. Zurecht erbost griff der Trainer zu einem recht unkonventionellen Mittel: er tauschte alle sechs Feldspieler komplett aus, die recht verdutzt auf der Bank Platz nahmen. Was zunächst Wirkung zeigte. Denn die hereingekommenen Jungs spielten vorne durchaus kreativ. Trotz defensiver Schwächen holten sie einen 3-Tore-Rückstand auf – 6:6.
Leider ging dieser Schwung schnell komplett wieder verloren, wir hatten Glück, dass ein Tor in letzter Sekunde den Halbzeitrückstand in Grenzen hielt (9:13 aus unserer Sicht). Hälfte 1 gegen einen nicht überragenden Gegner mit einigen D-Jugendlichen blieb irgendwie unerklärbar ruinös: Da passte nur sehr sehr wenig zusammen (was ich im Einzelnen nicht auflisten möchte…). Einzig und allein unsere beiden Torleute, Carlos und Moritz (Welcome back, Moritz!) verweigerten sich der Laissez-faire-Spielweise ihrer Vorderleute.
Doch oh wundersame Wendung! Hälfte 2 entwickelte sich zur Auferstehung einer Mannschaft. Wie ausgewechselt positionierten sich die Spieler und ließen nicht nur ihre Körper anders sprechen (aufmunternde Schreie, klare Gesten, jubelnde Fäuste) – auch “mental” (und das ist ja oft das Entscheidende) war das Upliftung spürbar. Stimulanzien? Das Geheimnis bleibt, wo es hingehört, in der Kabine.
Innerhalb kürzester Zeit konnten jedenfalls die überraschten Moosburger mit einem sagenhaften Energieschub überrumpelt werden, der Rückstand wurde weggeblasen (13:13). Nur wenige Minuten hielten die schwarz gekleideten Boys vom nördöstlichen Ende der Münchner Schotterebene in der Folgezeit dem unbändigen Willen unserer SG-ler noch stand und führten 17:16.
Nun spielten wir unser bestes Tennis: ein gepflegtes Aufbauspiel, schöne Doppelpässe und viel Bewegung im Rückraum und am Kreis, Durchsetzungsvermögen über Außen und insgesamt eine sensationelle Mannschaftsleistung. Immer wieder wurde der Nebenmann gesucht. Ein 6:0-Lauf zermürbte die Kontrahenten. Bis zum Abpfiff ließen de Jungs nichts mehr anbrennen und brachten das Ding souverän nach Hause.
Das wohltuend aufgefächerte Trefferbild im vorderen Bereich spricht Bände: Finn (6), Gabriel K., Vincent und Ammar (4), Simon und Tobi (3), Jakob (2). Und überhaupt ist die Erkenntnis aus diesem Match wichtig, dass der Trainer sich nun nach und nach auf mehr als nur ein paar Spieler verlassen kann! Das gilt auch für die grünen Teufel zwischen den Pfosten: Carlos und Moritz zeigten eine wirklich ansprechende Leistung, Respekt.
“Auferstanden aus Ruinen”: Man mag ja zur Deutschen Demokratischen Republik stehen, wie man will: die von Hanns Eisler komponierte National-Hymne der DDR zählt für mich jedenfalls immer noch zu den aufregendsten Songs (auch weil sie so schön unmilitärisch klingt). In der dritten Strophe des Textes von Johannes R. Becher aus dem Jahr 1949 heißt es lyrisch verpuppt: “Lasst uns pflügen, lasst uns bauen / lernt und schafft wie nie zuvor / und der eigenen Kraft vertrauend / steigt ein frei Geschlecht empor.” Nun denn. Steigt als Mannschaft empor, Canarios.